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Wellness in Österreich: Auszeit im Thierseerhof
Auszeit. Irgendwo in den Bergen. Diese Sehnsucht packt viele von uns regelmäßig. Ich gönne mir die kleine Auszeit mit großer Wirkung und mache Wellness in Österreich. Im Hotel Thierseerhof in Tirol reduziert sich der Alltag auf das, was mich glücklich macht: saunen, entspannen, gut essen, wandern, Natur einatmen. Und im Zirben-Zimmer schlafen, als gäb’s kein Morgen.
Von Judith Beck
„Herzlich willkommen“ hört man viel zu oft und viel zu lieblos. Längst ist diese Begrüßung zur Floskel verkommen. Warum fällt mir das überhaupt so plötzlich auf? Weil ich etwas Besonderes erlebt habe. Es ist der Moment, als ich das Hotel Thierseerhof betrete. Die Anfahrt verlief entspannt. Nur in München suchte mich das morgendliche Verkehrschaos ein bisschen heim, ehe ich Richtung Bad Tölz abbog und hinter die sieben Berge verschwand. Parken direkt vor der Hoteltür in Hinterthiersee.
Ich ärgere mich kurz, dass der SUV zwei Parkplätze braucht. Mein Gepäck irgendwie aus dem Cabrio hieven. Der kaputte Kofferraumdeckel meines Fast-Oldtimers fällt mir dabei mal wieder auf den Kopf. So ist halt das Leben: gespickt mit kleinen Frechheiten, die sich mehr oder weniger gut integrieren in den getakteten 24-Stunden-Plan, den man sich selbst so auferlegt. Auszeit bitte. Und zwar jetzt!
Holz und Glas und Wohnträume
Rumms. Der Kofferraumdeckel kracht herunter, mein Kopf ist nicht mehr drunter. Ich gehe durch die schwere Tür und lasse alle genannten Frechheiten hinter mir. Im Hotel wird es weit, geradeaus geht es direkt in die modern-gemütliche Lounge. Viel Holz und Glas, schöne Farben von türkis bis hellblau und anthrazit. So, wie ich es liebe, mein Traum vom Wohnen. Dahinter reicht der Blick durch den verglasten Wintergarten hinaus auf die Sonnenterrasse am Fuß der Berge. „Herzlich willkommen“, sagt Hotel-Chefin Nadine Bertz. Ihre Augen verraten, dass das Lächeln echt ist und sie die Worte ernst meint. Eigentlich ist es verwunderlich, dass mich das verwundert. Auch wenn ich so früh am Morgen schon auf knapp 100 war (die 180 erreiche ich problemlos, wenn ich will), dann fahre ich jetzt erst mal wieder runter. „Möchtet ihr gerne noch frühstücken?“, fragt sie, als hätte sie meinen Magen knurren gehört. Jesús ist übrigens auch dabei – vielleicht ist es das erste Mal, dass ich ihn an diesem Tag bewusst ansehe. Wie viel Automatismus der Alltag doch mit einem veranstaltet. Ich glaub, ich bin mittlerweile eine Autopilotin, die sich selbst gekonnt durch den Informationsdschungel manövriert. Mal mit Ferrari, mal mit Tuk-Tuk – aber Hauptsache auf Autopilot.
Urlaub im Hotel Thierseerhof auf einen Blick
Zimmer
Moderne, großzügige Zimmer zwischen 25 und 50 m². Das Zirben-Zimmer hat es mir angetan: Es duftet nach Wald und Berge. Ein Glück, dass es auch noch das günstigste ist: 93 € / Nacht.
Kulinarik
Koch Florian hat den Küchenmeisterkurs gemacht und kombiniert am Abend Gutes aus der Region zum leckeren Vier-Gänge-Menü. Morgens reichhaltiges Buffet, nachmittags Kaffee und Kuchen.
Wellness
Neu gestalteter Wellness-Bereich mit 3 Saunen und ebenfalls neues Indoor-Schwimmbad. Mit Naturstein und anderen natürlichen Materialien gearbeitet. Klein, fein, wunderbar erholsam.
Zirben-Zimmer mit Bergblick
Während wir mit dem Aufzug in den dritten Stock fahren, fährt mein Puls runter. Ich habe keine Puls-Uhr, so was brauch ich nicht. Jesús hat vier und konnte mich nicht von Nummer fünf, der neuesten Garmin überzeugen, die er eigentlich unbedingt haben muss. Ich brauch keine Trainings-Uhr um zu wissen, dass ich viel zu oft unter Strom stehe. Klick. Die Tür geht auf zu unserem Zirben-Zimmer. Der Blick fällt ins Grüne und auf die Berge, die so ruhig und stark dastehen, als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen. Ich will mir ein Beispiel an ihnen nehmen. Unser hübsches Zimmer ist in vielen Details mit Zirbenholz ausgestattet.
Nicht zuletzt mit einem Zirbenwürfel, den ich mir direkt neben das Bett stelle. Das absolute Highlight: Eine Badewanne mitten im Zimmer! Und ehe Jesús sich‘s versieht, sitze ich auch schon drin. Ich genieße den Ausblick, der sich hinter unserem Chaos auf dem Bett auftut. Trotz der Größe ist das Zimmer im Nu zugemüllt mit sämtlichen unverzichtbaren Dingen, die man beim Wellness-Wochenende in den Bergen inklusive Wanderoption so braucht. Zwei paar Wanderschuhe, höher und niedriger. Ein riesiges Shiatsu-Nacken-Massagegerät, weil ich chronisch verspannt bin. Eine Outfit-Auswahl von Schlapperlook über Outdoor bis Schickimicki. Nicht zu vergessen die beiden Bikinis, die ich im Schwimmbad zur Schau tragen werde. Das Vier-Gänge-Menü habe ich dabei natürlich nicht einkalkuliert.
Brunch mit Smoothie und Schoki
Wir lassen das Chaos erst mal so, wie es ist, nennen es Kunst und machen einfach die Tür zu. Das Frühstück wartet. Mit Smoothies zum Selbermachen, Geschmacksexplosions-Omelett und frischen Semmeln und Brezen. Nicht zu vergessen die Croissants und das leckere Obst. Ein Hoch aufs Brunchen, das zu meinen absoluten Lieblings-Beschäftigungen zählt! Eigentlich ist es mir peinlich, wenn ich Dauergast am Buffet bin. Aber ich fühle mich wie gesagt sehr herzlich willkommen. „Un almuerzo como dios manda“, sagt Jesús: Eine Brotzeit wie von Gott befohlen. Jesús ist Smoothie-Experte und gibt sich an der Saftmaschine die Kante. Einziger Pain-Point: Wir machen gerade eine vom Doc empfohlene Non-Coffee-Diät. Tatsächlich ist das für uns ziemlich schlimm, weil wir guten Espresso lieben. Ich frage mich ehrlich, wie ich früher mindestens einmal im Jahr eine Entgiftung machen konnte und mich dabei eine Woche von gedünstetem Gemüse und Wasser ernährt habe. Umso glücklicher bin ich über die heiße Schokolade und die super Auswahl an Bio-Tees. Ich weiß nicht, wie lange ich die Bioteaque-Sorten studiere, ehe ich meine persönliche Tee-Aufguss-Zeremonie nach japanischem Vorbild starte.
Guter Schlaf ist die halbe Wanderung
Der Kaffeeentzug macht sich dann vor allem in Kombination mit dem Zirbenduft im Zimmer bemerkbar. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt ein Mittagsschläfchen gemacht habe. Aber heute ist es so weit. Ich setze mich auf das Bett, klappe seitlich um und schlafe tief und fest einen Power-Nap. Die Wirkung von Zirbe kenne ich. Nicht nur, dass die Kiefernart unwahrscheinlich angenehm duftet. Sie gibt einem auch den Schlaf, den man braucht. Und ich brauche offensichtlich jede Menge davon. Jesús lässt mich netterweise schlafen und als ich eine halbe Stunde später wieder aufwache, bin ich fit für eine kleine Wanderung durch die Nachbarschaft.
Auf dem Kapellenweg geht es ein Stückchen hoch, immer auf den Wilden Kaiser zu. Es ist die imposanteste Gebirgsgruppe der ganzen Umgebung. Mich faszinieren die wild zerklüfteten Vertikalen, die so steil sind, dass sich keine Pflanzen daran festklammern können. So stechen die grauen Wände umso beeindruckender heraus aus der sanften, grünen Landschaft. Ewig könnte ich oben an der Kapelle sitzen und wahlweise auf einen meiner Lieblingsberge, oder zurück hinunter zum Dorf Hinterthiersee schauen. Der Kopf verabschiedet sich endlich in den Flugmodus und der Autopilot gibt auch den Geist auf. Jetzt bin ich. Fühle jede Sekunde. Registriere die zwitschernden Vögel. Und das leichte Rauschen der Fichten am Waldrand.
Kaffee und Kuchen und Bergluft
Unsere Kaffee-Diät macht uns pünktlich um 14 Uhr schon wieder einen Strich durch die Rechnung. „Kaffee und Kuchen“ steht jetzt auf dem Programm. Der Thierseerhof bietet eine ¾-Pension mit Frühstück, Kuchenbuffet und Vier-Gänge-Menü am Abend. Bergluft macht hungrig und so kommen der Apfelstrudel, Erdbeerkuchen, Tiramisu und Linzertorte gerade recht. Dazu eine unfassbar leckere heiße Schokolade. „Darfs a Haferl Kaffee sein?“, fragt die nette Bedienung. Nein, danke =( Auf der Terrasse sitzen wir mit Blick auf den schön angelegten Garten und die Berge. Die Mai-Sonne schafft es auf der Hochebene von Hinterthiersee durch die mal mehr, mal weniger dicken Wolken und wärmt uns. Frühlingsgefühle.
Wellness mit Panorama
Wellness geht bei mir im ersten Moment durch Augen und Nase. Als ich den mit liebevollen Details dekorierten Wellnessbereich im Thierseerhof zum ersten Mal betrete, fällt mir der Geruch auf. Ich kann nicht sagen was es ist. Süß, aber nicht kitschig. Fruchtig, aber nicht sauer. Ich kann gar nicht aufhören einzuatmen bis mir schwindelig wird. Jesús atmet auch viel ein und findet es auch gut. Aber offensichtlich wird er nicht so „high“ davon 😀 Mein Weg führt direkt in die finnische Sauna, da mit Panoramafenster.
Das liebe ich! Sauna mit Aussicht! Mir ist es auch ein bisschen egal, wenn ich da nackelig am großen Fenster liege. Vielleicht sieht mich der Fuchs hinten am Waldrand. Oder der Saunagast mit rotem Kopf, der draußen mit Schnappatmung vorbeilgeht. Der Aufguss nebelt mich langsam ein, während ich den Blick nicht abwenden kann von den Bergen, dem Wald, den Wolken, die so tief hängen, dass sie jede Lücke zwischen den eng stehenden Bäumen ausfüllen. Es hat so etwas Beruhigendes, dass es langsam anfängt zu regnen. Mit jedem Tropfen, der draußen niederfällt, und mit jedem Tropfen der sich in der Sauna auf meiner Haut bildet, fällt der Stress mehr von mir ab. Der Wald. Die Berge. Hier gehöre ich her. Hier will ich sein.
Wellness. Eat. Sleep. Repeat.
Eigentlich haben wir noch keine ausgiebige Wanderung gemacht. Und auch das Angebot mit dem E-Bike haben wir noch nicht genutzt. Ein schlechtes Gewissen, dass wir abends schon wieder schlemmen, haben wir trotzdem nicht. Im Gegenteil: Beschwingt und mit einem Hunger, als wären wir auf den Wilden Kaiser gestiegen, flanieren wir durchs Restaurant. Grüßen links und rechts die Herrschaften und setzen uns an den romantisch gedeckten Tisch. Dann geht es los. Was mir auffällt: Das Menü ist nicht Schickimicki. Die Gerichte sind bodenständig und ohne großes Brimborium. Es gibt Cordon Bleu, Lachsforelle vom Grill oder Spinat-Omelette.
Was überzeugt, ist der Geschmack. Das liegt vor allem daran, dass das meiste aus der Region kommt und frisch ist. Tiroler Käse vom Buffet schließt den Magen, lässt aber natürlich noch genügend Platz für das Dessert: Schokomousse mit Erdbeeren und frischer Minze. Ich schaue hinaus auf die Terrasse. Hinten im Wald ist es schon fast Nacht. Die Bergwelt umarmt uns mit ihrer tiefen Stille. So behaglich fühle ich mich hier drinnen mit dem Blick nach draußen. So herzlich willkommen.
Tipps für Deinen Urlaub in Tirol
Gießenbachklamm
Leichte und knapp 5 Kilometer lange Wanderung mit relativ geringem Höhenunterschied durch die wildromantische Schlucht. Ein Highlight ganz in der Nähe des Hotels.
Thiersee
Unterhalb von Hinterthiersee liegt der Ort Thiersee am Thiersee =) Der bezaubernde Bergsee schimmert Smaragdgrün. Hier kannst Du Tretboote ausleihen oder am Ufer chillen.
Kufstein
Kufstein liegt umgeben von Bergen direkt am Inn. Hoch oben wacht eine mittelalterliche Festung. In den schmalen Gassen der Stadt finden sich schöne Läden und Cafés.
Ascherjoch-Alm
Schöne 3-Stunden-Wanderung mit 720 Höhenmeter zur Ascherjoch-Alm mit einmaligem Alpenpanorama auf die höchsten Berge Österreichs: Großvenediger und Großglockner.
Kaisergebirge
Im Sommer genießt Du die Wandermöglichkeiten. Im Winter befindest Du Dich in einem der größten und modernsten Skigebiete Österreichs mit 288 Pistenkilometern.
Hintersteinersee
Schönes Ausflugsziel in die Nähe von Scheffau. Der glasklare Gebirgssee liegt im Naturschutzgebiet Wilder Kaiser. Der Rundgang ist 4 Kilometer lang und dauert etwa 1,5 Stunden.
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Diese Auszeit in Tirol wurde unterstützt vom Hotel Thierseerhof. Die Inhalte und meine persönliche Meinung, die ich in diesem Beitrag wiedergebe, wurden dadurch nicht beeinflusst.